Leben mit Demenz: alternative Wohnformen sind gefordert
“Weg vom Geist” – so lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs “Demenz” aus dem Lateinischen. Im Allgemein ist Demenz ist eine Bezeichnung für die Minderung der geistigen Fähigkeiten, die schwerwiegend genug ist, um Betroffene bei der Ausführung ihres täglichen Lebens zu beeinträchtigen. Zurzeit leben rund 1,6 Millionen Patient:innen mit Demenz in Deutschland. Zwei Drittel aller Erkrankten haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet, die meisten von ihnen sind Frauen. Unterschieden werden kann zwischen primärer und sekundärer Demenz, doch auch Mischformen kommen vor. Im Falle der meisten, progressiven Demenzen – worunter auch Alzheimer fällt – gibt es keine Heilung und keine Behandlung, die das Fortschreiten verlangsamt oder aufhält. Die Prävalenzraten steigen steil mit dem Alter. Insbesondere infolge der demografischen Veränderungen nimmt die Zahl der Demenzerkrankten kontinuierlich zu, sodass das Krankheitsbild Demenz zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Versorgungsstrukturen für Demenz-Patient:innen
Sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, wird sich nach diversen Vorausberechnungen der Bevölkerungsentwicklung die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen, was einem mittleren Anstieg der Zahl der Erkrankten um 25.000 bis 40.000 pro Jahr entspricht. Dies stellt vor allem die ambulanten Pflegedienste vor eine Herausforderung, denn die Versorgung von Menschen mit Demenz erfolgt vorwiegend in der eigenen Häuslichkeit. Oft sind hierbei auch die Angehörigen in die Pflege involviert, da erst mit fortschreitender Erkrankung viele Demenz-Erkrankte in ein Pflegeheim wechseln. Nicht alle ambulanten Versorgungssysteme sind auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Betroffenen ausreichend eingestellt, sodass zunehmend neue Versorgungsmodelle entwickelt werden. In den letzten Jahren hat sich vor allem die Wohnform der Demenz-WGs etabliert, was sich auch in der Entwicklung der Marktsituation zeigt.
Demenz-WGs – eine Alternative zum Pflegeheim
In einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz leben in der Regel sechs bis maximal zwölf Personen in einer großen Wohnung zusammen. Sie werden von einem ambulanten Pflegedienst betreut, der für die Pflege (Grund- und Krankenpflege), die soziale Betreuung und die hauswirtschaftliche Versorgung verantwortlich ist. Vertreten werden die Erkrankten dabei durch Angehörige, rechtliche Betreuer oder Bevollmächtigte. Sie sind offiziell Mieter:innen, bestimmen über die Einrichtung und Gestaltung der Wohnung und können nach Belieben kommen und gehen und Besuch empfangen.
Mittlerweile gibt es deutschlandweit über 10.000 Plätze in Demenz-WGs, eine Zahl, die jedoch in Anbetracht der steigenden Patientenzahlen und der fortschreitenden Prävalenz noch viel zu gering ist. Nichtdestotrotz haben Anbieter in der ambulanten Pflege das Potenzial dieser Wohngemeinschaften erkannt und bauen ihre Kapazitäten aus.