Summary Seven Healthcare Consulting

Marktüberblick Homecare: Was kennzeichnet den deutschen Homecare-Markt?

Homecare bezeichnet die Versorgung von Patient:innen mit medizinischen Hilfsmitteln zu Hause und in Pflege- und Senioreneinrichtungen. Die Versorgung mit den Produkten ist mit produkt- und patientenspezifischen Dienstleistungen verbunden. Homecare-Dienstleistungen sind nicht mit denen ambulanter Pflegedienste zu verwechseln, diese übernehmen normalerweise die Grund- und Behandlungspflege. In Deutschland gibt es aktuell ca. sechs Millionen Patient:innen, die mit Homecare-Dienstleistungen versorgt werden, wobei Wundbehandlung und Kompressionstherapie (Dekubitus-Prophylaxe) sowie enterale und parenterale Ernährung die größten Bereiche darstellen. Weitere Versorgungsbereiche im Homecare- und Hilfsmittelmarkt sind Inkontinenz, Stoma, Beatmung, Tracheostomie und Infusionen. Die Homecare-Versorgung können Apotheken, Sanitätshäuser, Produkthersteller von Hilfsmitteln, der medizinische Fachhandel und präqualifizierte Homecare-Anbieter übernehmen

Der Homecare-Markt wächst kontinuierlich

Seit 2013 wächst der deutsche Homecare-Markt um ca. 2 Prozent, was ein moderates Wachstum darstellt. Somit steigert sich sein Marktvolumen von 2.458 Millionen Euro im Jahr 2013 auf etwa 2.954 Millionen Euro im Jahr 2023. Es ist erkennbar, dass der Homecare-Bereich ein deutlich größeres Marktwachstum aufweist als alle anderen traditionellen Versorgungsbereiche im Hilfsmittelhandel. Dabei ist die Wundversorgung einer der wachstumsstärksten Versorgungsbereiche. 2015 machte der Dienstleistungsbereich Wundversorgung im Homecare-Markt 249 Millionen Euro aus, fünf Jahre später betrug das geschätzte Marktvolumen bereits 347 Millionen Euro. Bis 2025 wird mit einem Anstieg um weitere 140 Millionen Euro auf 487 Millionen Euro gerechnet. Dahingegen ist der Versorgungsbereich Stoma rückläufig. 2015 betrug das Wachstum im Herstellermarkt noch 184 Millionen Euro, 2020 sank es auf 175 Millionen. Alle relevanten Marktteilnehmer berichten von steigenden Absatzzahlen, jedoch auch von stagnierenden bis abnehmenden Umsätzen in diesem Produktsegment. Grund dafür sind abnehmende Erstattungssätze und somit zunehmender Preisdruck auf die Hersteller von Stoma-Artikeln durch die versorgenden Leistungserbringer im deutschen Markt. Nach Berechnungen von Summary Seven wird der Stoma-Markt bis 2023 um jährlich durchschnittlich um mehr als 1,1 Prozent sinken.

Ausgaben der GKV im Erstattungsmarkt

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Hilfsmittelerstattungen betrugen 2020 9,3 Milliarden Euro, die der privaten Krankenversicherung 1,1 Milliarden Euro. Aus dem Gesamtvolumen von 10,4 Milliarden Euro entfallen 2,9 Milliarden auf den relativ jungen Bereich der Homecare-Versorgung und 3,1 Milliarden Euro auf das Geschäft durch den klassischen Fachbetrieb. Die Vergütung erfolgt zwischen Homecare-Anbietern und den Krankenkassen, wobei die Dienstleistungen an das Hilfsmittel gebunden sind und nicht separat erbracht und abgerechnet werden können. Abgesehen von wenigen Ausnahmen für Inkontinenzhilfen, Stoma-Artikel und Hilfsmitteln zur Kompressionstherapie, gibt es keine bundesweite Preisbindung.

Die Markt- und Wettbewerbskonsolidierung hält an

Im Markt ist zu beobachten, dass bundesweite Homecare-Anbieter weitaus stärker rund 5 Prozent CAGR) wachsen als regionale Homecare-Anbieter und Apotheken, die zukünftig sogar mit Umsatzverlusten rechnen müssen. Zu den stärksten Unternehmen im Homecare-Markt gehören aktuell GHD, PubliCare/KMT, Coloplast-Homecare, B. Braun Gesundheitsservice GmbH und Mediq. Ein weiterer Big Player ist Fresenius Kabi, der auch international aufgestellt ist. Dieses Verhältnis ist seit einigen Jahren unverändert, daher kann der Homecare-Markt aktuell als konsolidiert betrachtet werden. Entwicklungen in der Marktsystematik lassen aber vermuten, dass zukünftig eine Verschiebung von Marktanteilen und der Wettbewerbssituation wahrscheinlich ist.

Auswirkungen von Start-Ups auf die Marktsystematik

Zu diesen Entwicklungen zählen vor allem die Megatrends der Digitalisierung wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Prozessoptimierung, die zunehmend von Start-Ups aufgenommen und in Form neuer, disruptiver Geschäftsmodelle im Markt umgesetzt werden. So fokussieren sich viele Start-Ups darauf, Prozesse in der Versorgung effizienter und digitaler zu gestalten, sodass mehr Zeit für die Behandlung von Patient:innen bleibt. Ebenso können manuelle und von Menschen durchgeführte Prozesse, wie beispielsweise Call-Center-Betreuung, durch den Einsatz von Chat-Bots, Algorithmen und Ähnlichem gesenkt werden. Zukünftig werden also technologieschwache und personalintensive Unternehmen aus dem Markt gedrängt. Aber auch etablierte Unternehmen stehen langfristig vor der Herausforderung, Prozessanalysen durchzuführen, um am Markt Bestand zu haben.

Weitere Infos